Die Trocknung entscheidet darüber, ob ein Kalkputz oder eine Kalkfarbe ihre volle Festigkeit und Schönheit entfalten können. Zu schnelle oder zu langsame Prozesse führen schnell zu Problemen, die sich erst später zeigen – von feinen Rissen bis hin zu sandenden Flächen.

Zu schnelle Trocknung
Wenn Kalkputz zu schnell austrocknet, „verbrennt“ er regelrecht. Das Wasser entzieht sich so rasch, dass kaum stabile Kristallstrukturen gebildet werden können. Die Folgen: mangelnde Haftung am Untergrund, geringe Druckfestigkeit und ein sandendes, kreidendes Erscheinungsbild.
Typische Ursachen:
- stark saugende Untergründe,
- hohe Temperaturen,
- direkte Sonneneinstrahlung,
- Zugluft.
Maßnahmen:
- Saugende Untergründe vor dem Auftrag sorgfältig vornässen.
- Frisch verarbeitete Flächen in den ersten 48 Stunden regelmäßig fein benebeln.
- Direkte Sonneneinstrahlung und Zugluft konsequent vermeiden.
Wer hier aufmerksam arbeitet, unterstützt die Kristallbildung – und wird mit einem belastbaren, stabilen Putz belohnt.
Zu langsame Trocknung
Das Gegenstück ist ein Feuchtigkeitsstau. Vor allem Luftkalkputze benötigen das Verdunsten des Anmachwassers, um CO₂ aufnehmen zu können. Erst wenn die Poren frei sind, kann die Karbonatisierung einsetzen. Bleibt der Putz zu lange feucht, wird dieser Prozess blockiert: Die Schicht bleibt weich, verzögert in ihrer Festigkeit und anfällig für Ausblühungen.
Häufige Ursachen sind:
- zu hohe Luftfeuchtigkeit,
- kalte Untergründe,
- fehlende Luftzirkulation,
- eine dichte Sinterschicht an der Oberfläche.
Maßnahmen:
- Für eine ausgewogene Belüftung sorgen, ohne Zugluft zu erzeugen.
- Putzschichten nicht zu stark glätten, um die Bildung einer Sperrschicht zu verhindern.
- Luftfeuchte und Temperatur kontrollieren.
Tipp
Betrachten Sie Kalk wie ein Naturprodukt, das Zeit braucht. Geduld zahlt sich aus: Langsam getrocknete Kalkflächen entwickeln Tiefe, Charakter und Stabilität.
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